11/10 Superbremse Elternhaus

Der Einfluss der Eltern auf die Studien- und Berufswahl ihrer Kinder liegt zwischen 50 und 60%, selbst dann, wenn sich die Eltern zur Berufswahl überhaupt nicht äußern.

Der Einfluss der Eltern beginnt bereits im Mutterleib und spätestens im Kinderwagen. Welche Musik hören die Eltern, wie sprechen sie miteinander, welcher Bilder hängen an der Wand, wird vorgelesen? All dies prägt das Unterbewusstsein. Später formt die Mitgliedschaft in Vereinen, die Wahl des Autos und der Urlaubsziele noch einmal. Das Ergebnis ist, dass 71% aller Hochschulstudenten mindestens einen akademischen Elternteil haben.

Neulich saß ich im Flugzeug neben einer jungen Dame, die gerade aus den Ferien kam und das letzte Jahr zu ihrer Fachhochschulreife vor sich hatte. „Na, was möchten Sie denn studieren?“, fragte ich aus beruflicher Neugierde. „Ich weiß nicht ob ich überhaupt studieren soll, wahrscheinlich mach ich eine Lehre, da hat man erst einmal etwas Festes in der Hand“, war ihre klare Antwort, die natürlich Bände sprach. Statistisch wusste ich, dass sie keinen akademischen Elternteil hatte, aber ich wollte es genau wissen, fragte nach und wurde bestätigt.

Die größten Schätze jeder Gesellschaft sind die Talente seiner Bürger und werden die nicht gehoben, dann wird Wohlstand für alle verschenkt. Wie viele schlechte Zahnärzte, Architekten und Rechtsanwälte müssen wir ertragen, nur weil es unbedingt ein akademisches Studium sein musste, obwohl in besagten jungen Menschen eine geniale Friseurin, ein talentierter Orgelbauer oder ein kreativer Koch steckte?

„Meine Kinder sollen es einmal besser haben“ bekommt erst dann einen Sinn, wenn die Eltern aktiv mithelfen, die Interessen und Talente durch entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten zu fördern, egal ob es eine akademische oder praktische Ausbildung ist. Es gibt keine schlechten Berufe, sondern nur Berufe die nicht zu einem passen.

Carl Schroebler

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